Identität gibt es (in gewissem Sinne...) nicht –
oder nur in einer Vorstellung, die das Leben durch ein Bild dessen, was angeblich Leben ist oder mit menschlicher Kultur identifizierbar sei, ersetzten will.
Identität kann als Pseudo- oder Ersatz-Identität in Erscheinung treten, welche sich über eine alle Klarheit verunklarende Angst legt. Die Angst davor, sehen zu müssen, dass alle Identität
letztlich durch Diversität aufgehoben wird – was der Prozess des Lebens selbst ist.
Wir nutzen die Sprache, um unsere Identität als deutsch oder englisch oder arabisch zu bestimmen. Doch diese Identität bezieht sich eben auf das sprachliche Konstrukt, mit dem wir glauben, Wirklichkeit beschreiben zu können.
Jenseits des sprachlichen Konstruktes, gibt es die Vielfalt der Verbindungen, die Menschen spüren können, ohne zu sprechen.
Wenn sie es denn wollen. Diese Vielfalt macht uns identisch, denn die Unter-scheidungen verweisen auf unsere Gemeinsamkeit. Das Identische bestimmt sich aber aus der Differenz, nicht aus
Identität. Das Entscheidende liegt also in der Vielfalt und nicht in der sprichwörtlichen Einfalt.
Die stabilisierende Wirkung einer klar bestimmten Vorstellung dessen,
wer man als Mensch in einer Gemeinschaft ist und welche Rolle man dort spielt, ist davon unbenommen. Dieses Wissen “um-einen-selbst“
baut natürlicher Weise auf Wiedererkennbarkeit auf, und in diesem Wissen kann sich so etwas wie “Identität“ artikulieren. Hier stellt sich dann die Frage, ob das Wissen zur Abgrenzung oder gar
zum Kampf gegen Andersartigkeit benutzt wird, oder ob es lediglich der psycho-sozialen Stabilisierung eigener Werte dient und damit legitim und gesund ist.